Bier her, Bier her - von mild bis kräftig ist alles da
Bierland Deutschland. Nicht nur, weil deutsches Bier durch die Erhaltung und Einhaltung des deutschen Reinheitsgebotes von 1516 einer jahrhundertealten Verpflichtung nachgeht, nur die bewährten Grundstoffe vermälztes Braugetreide, Hopfen, Wasser und Hefe zu verwenden. Nicht nur, weil heute in Deutschland in über 1200 Brauereien über 5000 verschiedene Biere daraus hergestellt werden. Nicht allein, weil deutsches Bier hierzulande das beliebteste Kaltgetränk ist und zur deutschen Kultur gehört wie Goethe und Gartenzwerg.

Jedem Orte seine Sorte
Deutschlands regelrecht überschäumende Biervielfalt hat in puncto Rezeptur und Sorten oft regionalen Ursprung, der den ganz speziellen Charakter der Biere ausmacht. Die Beliebtheit einzelner Biere hat bewirkt, daß sich Marken und Sorten über regionale Schranken hinweggesetzt haben und allerorts genossen werden - zum Wohle der gefeierten Biervielfalt in unserem Lande. 62 Prozent der Deutschen, laut einer Umfrage der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), bevorzugen ihr heimisches Bier. Dennoch gleitet der Kennerblick tendenziell immer öfter über den regionalen Bierglasrand, um zu Bier aus anderen Regionen zu greifen.
Ober- oder untergärig: Die Hefe entscheidet
Je nach Herstellungsart der Sorten unterscheidet man obergäriges und untergäriges Bier. Steigt bei der Gärung die Hefe nach oben, so handelt es sich um obergärige Biere wie Alt, Kölsch, Weizen oder Berliner Weisse. Entsprechend sind Biere untergärig, wenn die Hefe auf den Grund sinkt und von dort abgezogen wird so z.B. Pils, Export, Helles und Lagerbier.

Das Pils und seine milden Verwandten
Rund 85 Prozent der in Deutschland gebrauten Biere sind untergärig - so auch der absolute Renner, das Bier nach Pilsener Brauart. Mit einem mittleren Alkoholgehalt (m.A.) von 4,9 Volumen-Prozent rinnt das helle bis sehr helle Pils durch alle Kehlen vom tiefen Süden bis in den hohen Norden. "Typisch Pils" ist ein hopfenherber oder hopfenaromatischer Geschmack, der je nach Region variiert: Je höher man sich vom eher "milden" Süden in den oftmals "herben" Norden trinkt, um so intensiver die Hopfenbittere. Keine Frage, daß der Großteil des Bierumsatzes sich auf "edles Bitteres" kapriziert.
Die etwas hopfenschwächeren Verwandten Exportbier, Helles und Lagerbier besitzen einen etwas höheren Alkoholgehalt von etwa 5,5 Volumen-Prozent (m.A.), sind meist von hellgelber bis goldgelber Farbe und überwiegend malzaromatisch, mild im Geschmack. Auch beim "Hellen" gibt es einen regionalen Trend: Wird es im Süden eher malzaromatisch gebraut und genossen, so nimmt es an Helle und Hopfenbittere zu, je weiter man in den Norden kommt. Das bayerische Lagerbier ist auch als dunkle Spezialität zu haben. Vor zwanzig Jahren übertrumpften Helles und Export das Pils sogar an Beliebtheit.

Alt, Weisse, Weizen: Von der Regional- in die erste Bierliga
Von regional bis national haben sich die ursprünglich ortsgebundenen obergärigen Biersorten entwickelt. Aus Berlin kommt die milchsäuerliche Berliner Weisse, der man noch einen Schuß Himbeersaft oder Waldmeister-Essenz zusetzt und die mit 3,2 Volumen-Prozent (m.A.) prickelnde Sommerfrische verspricht. Das dunkle rheinische Altbier (4,9 Volumen-Prozent m.A.) ist kräftig gehopft und vereint eine angenehme Bittere mit einer hefig-obergärigen Note - ebenso wie die blonde Spezialität aus Köln mit 4,7 Volumen-Prozent (m.A.). Kölsch darf nur auf Kölner Boden gebraut werden und findet deshalb fast ausschließlich im Umland Absatz.
Das spritzige Weizenbier stammt aus dem Süden Deutschlands und ist mittlerweile bundesweit in aller Munde. Mit seiner schwachen Bittere und perligem, von der Kohlensäure herrührenden Charakter wird es vor allem im Sommer zum Hit in den Biergärten. Man unterscheidet Hefe- und Kristallweizen. Weizenbiere werden in verschiedenen Stärken eingebraut, vom alkoholfreien über Leichtbiere bis zum Doppelbock.
Für Genießer: Fest- und Bockbier
Nicht nur regional, auch saisonal geprägt sind die Starkbiere, die gerne zur Fastenzeit im Mai und Herbst getrunken werden. Nicht zu verwechseln sind sie mit den meistens goldgelb oder dunkel gefärbten Märzen- und Festbieren die mit 5,6 Volumen-Prozent (m.A.) dem Standard eines Exports entsprechen. Bock und Doppelbock (7,2 Volumen-Prozent m.A.) brauchen Ruhe zum Reifen. Sie schmecken besonders malzaromatisch mit wenig Bittere. Das Eisbock ist das stärkste Bier der Welt mit 13,2 Volumen-Prozent (m.A.), das schon unsere mittelalterlichen Vorfahren gut über den Winter gebracht hat.
Diät-, Light- und Alkoholfreies Bier
Längst gehören auch Spezialbiere wie Diät-, Leicht- oder alkoholfreie Biere zum Sortenangebot. Mit maximal 0,5 Volumen-Prozent sind die alkoholfreien und die um 40 Prozent (gegenüber dem normalen Bier wie Pils, Export oder Weizen) alkoholreduzierten Biere ebenso dem deutschen Reinheitsgebot verpflichtet wie das Diätbier, das 5 Volumen-Prozent Alkohol enthält.
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